1. Ausgangssituation
Das deutsche Handwerk ist mit rund einer Million kleiner und mittlerer Unternehmen und rund 5,5 Millionen Beschäftigten das Herzstück der deutschen Wirtschaft.¹ Der Digitalisierungsgrad der Handwerksbranche ist derzeit noch sehr gering, obwohl die Prozessoptimierung durch einfache KI-Lösungen wie Chatbots und Augmented Reality ein enormes Wertschöpfungspotenzial sowohl auf betrieblicher als auch auf volkswirtschaftlicher Ebene birgt. Das Forschungsprojekt evaluiert skalierbare Use Cases, setzt diese um und entwickelt ein KI-Ökosystem, das auf die Besonderheiten der Handwerkindustrie ausgerichtet ist.
2. Herausforderung
Der technologische Reifegrad von künstlicher Intelligenz und Augmented Reality im Sinne der technischen Machbarkeit ist heute nahezu 100% gegeben. Die Herausforderung besteht jedoch darin, die technologischen Lösungen im Sinne eines Plattformansatzes als Dienstleistung und nachhaltiges Geschäftsmodell zu etablieren. Ein zentraler Anwendungsfall im Rahmen des Forschungsprojektes ist beispielsweise das Scannen von Typenschildern von Heizungsanlagen und der Aufbau einer Datenbank, die dem Handwerker über seine AR-Brille oder sein Smartphone Informationen zur Selbsthilfe ausspielt. Herstellerbezogene Insellösungen helfen hier nur bedingt weiter, da Reparaturarbeiten an unterschiedlichen und zum Teil unbekannten Anlagen durchgeführt werden. Daher ist die Entwicklung einer zentralen, anbieterübergreifenden Wissensdatenbank erforderlich, die von vielen Anwenderunternehmen genutzt werden kann. Es geht also nicht nur um die technologische Umsetzung, sondern vor allem um die Gestaltung eines kollaborativen Ökosystems, in dem Kosten und Nutzen wertschöpfend verteilt werden können.
3. Umsetzung
Durch die Kooperation mit einem Elektro- Maler- und Sanitär, Heizungs- und Anlagenbetrieb wurden die Arbeitsprozesse und Informationsbedürfnisse der Handwerker und Kunden detailliert erfasst und mit möglichen KI-Unterstützungen verglichen und priorisiert. Kauz.ai unterstützt mit dem aiStudio das domänenspezifische Wissensmanagement und stellt mit seinen KI-Assistenten die Benutzeroberfläche für gezielte Informationsvermittlung zur Verfügung. ODAV – als führender Technologiepartner der deutschen Handwerksbetriebe – hostet die KI-Lösungen zentral, sodass bei Anwenderunternehmen keine technischen Wartungsarbeiten anfallen.
4. Ergebnis
Alle Anwenderbetriebe des Minerva-Projekts konnten innerhalb kürzester Zeit mit einfachen digitalen Assistenten ausgestattet werden, sei es eine in die Website des Malerbetriebs integrierte Produktberatung oder verschiedene Tools zur selbstständigen Optimierung des Energieeinkaufs und der damit verbundenen notwendigen Elektroinstallationen. An weiteren Ausbaustufen der Prozessdigitalisierung wird gearbeitet, immer mit dem Fokus, dass auch andere Handwerksbetriebe von den Lösungen profitieren können.
5. Ausblick
Das Forschungsprojekt hat eine Laufzeit von drei Jahren mit dem Ziel, die praxisorientierte Forschungsarbeit für verschiedene Gewerke als konkretes Marktangebot zu etablieren. Ein wichtiger Schwerpunkt ist die Förderung des digitalen Mindsets im Handwerk. Für veränderungsbereite Betriebe stellt die Projektgruppe Minerva passende Lösungen zur Verfügung, die von den kommerziellen Projektpartnern langfristig weiter betrieben werden. Der Mehrwert einer schnellen Adaption von KI im Handwerk ist enorm und reicht von Up- und Cross-Selling-Potenzialen durch 24/7-Erreichbarkeit, Kosteneinsparungen durch die Reduzierung von Fahrzeiten bis hin zur Lösung des Fachkräftemangels durch die erfolgreiche Integration von Migranten mit Hilfe mehrsprachiger KI-Assistenten.
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